DROMERSHEIM - Als die Nachrichten über die Fluten an der Ahr eintrafen und die Bilder im Fernsehen, Zeitungen und Online zu sehen waren, wuchs auch in Bingen große Hilfsbereitschaft. Zahlreiche Geldspenden und Sachspenden wurden und werden von Hilfsorganisation und privat gesammelt und in die betroffenen Gebiete gebracht. Auch Hilfsorganisationen machen sich auf den Weg und lokale Feuerwehren waren in den Hochwassergebieten vor Ort.
Nun planen die Neujahrstaucher, deren Vorsitzender Alex Laurijsse aus Dromersheim kommt, eine gezieltere Spendenaktion, um eine einzelne Familie zu unterstützen, die durch Unwetter und Überschwemmung fast alles verloren hat.
Ende Juli sind einige Neujahrstaucher dann selbst nach Marienthal gefahren, um sich ein Bild von der Lage zu machen und mit der Familie zu sprechen. Nach der Rückkehr zeigt sich Laurijsse schwer geschockt: „Das Wasser stand etwa 30 Zentimeter bis ins Obergeschoss. Erdgeschoss und Keller waren geflutet. Das Erdgeschoss ist jetzt entkernt, von den Möbeln war nichts mehr zu retten.” Es sei eine Sache, Fotos aus den Hochwassergebieten zu sehen und eine ganz andere, selbst vor der Zerstörung zu stehen, berichtet Laurijsse. Die Hilfe vor Ort sei in den ersten Tagen vor allem nachbarschaftlich und von lokalen Landwirten organisiert worden, allerdings auch das im Fall von Marienthal in relativ engen Grenzen. Denn hier, habe ihm Familie Ertel berichtet, sei einfach jeder betroffen gewesen und habe sich erst einmal um das eigene Haus kümmern müssen. Fünf Tage habe es gedauert, bis die ersten Feuerwehrleute vor Ort waren. Dann sei es schneller vorangegangen und man habe unter anderem mit Eimer-Ketten die Häuser von Wasser freibekommen. Auch beim Entkernen hätten die Hilfskräfte dann geholfen.
„Familie Ertel braucht jetzt zuerst finanzielle Unterstützung“, sagt Laurijsse. „Die Familie braucht eine Unterkunft.“ Im Moment lebten die Ertels in der Ferienwohnung von Bekannten, doch das sei keine Dauerlösung, und die Familie müsse wahrscheinlich bald umziehen. Das Haus werde noch lange unbewohnbar bleiben.
Doch auch über Unterstützung beim Erwerb neuer Inneneinrichtung müsse nachgedacht werden. Sachspenden sollte man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sammeln, es mache einfach keinen Sinn. Allerdings behalte man die Lage im Auge und wolle die Spendenaktion dann vielleicht zum gegebenen Anlass um eine Sachspenden-Sammlung erweitern.
Jetzt hoffen die Neujahrstaucher erst einmal auf rege Unterstützung aus Bingen und Umgebung. Es ist die erste Spendenaktion abseits des Neujahrstauchens, die der Verein ins Leben gerufen hat. Weitere Dromersheimer Vereine und Privatpersonen unterstützen das Unterfangen. Besondere Situationen, findet Laurijsse, fordern eben, dass man ihnen auch auf besondere Weise begegnet.